Tierheim des Tierschutzverein Roth

Schutzimpfung bei Hund und Katze

Ein alter Wunschtraum der Medizin: Die schlimmsten Krankheiten nicht behandeln müssen, sondern eine vernünftige Vorbeuge betreiben! Der vom Fernsehen her bekannte Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg erläutert, welche Chancen die moderne Veterinärmedizin bietet, um Hund und Katze gesund zu erhalten.

Bei Hunden und Katzen gibt es eine erhebliche Anzahl gefährlicher Infektionen, gegen die der Tierarzt nicht viel ausrichten kann, wenn sie erst einmal ausgebrochen sind. Eine Behandlung wird auf jeden Fall aufwendig und teuer. Glücklicherweise stehen heutzutage bewährte Impfungen gegen die häufigsten Infektionskrankheiten bei Hund und Katze zur Verfügung.

Jeder Tierhalter sollte sich informieren, wann solche Impfungen angebracht sind und diese im Einzelfall mit dem Haustierarzt besprechen. Der kennt die Seuchenlage in seinem Praxisbezirk genau und kann kompetent beraten. Impfkalender geben Anhaltspunkte, doch nur der Tierarzt kann entscheiden, wann der günstigste Zeitpunkt für eine Impfung und ihre Wiederholung gekommen ist.

NUR DER IMPFPASS INFORMIERT!
Wenn Sie ein Tier erwerben, sollten Sie sich nicht allein auf die Aussage „Es wurde umfassend geimpft!“ verlassen. Maßgebend ist nur der ordnungsgemäß ausgefüllte Impfpaß, in den alle Impfungen von einem Tierarzt eingetragen werden.

HUNDE-STAUPE BLEIBT GEFÄHRLICH
Diese klassische Hundekrankheit umweht unberechtigt der Hauch des Altmodischen. Gibt es sie überhaupt noch? Nun, die Staupe ist leider noch immer aktuell und gefährlicher denn je. Aus unverständlichen Gründen hat die Impfbereitschaft abgenommen, daher „geistert“ der Erreger überall herum, es kommt wieder häufiger zu Staupe-Infektionen. Die Behandlung ist langwierig und zieht selbst im Erfolgsfall hartnäckige Spätfolgen nach sich.

Mein Rat: Die Schutzimpfung gegen Staupe ist unerläßlich!

PARVOVIROSE („Katzenseuche“) DER HUNDE
Dies ist eine relativ junge Infektionskrankheit, erst ab 1980 traten die ersten Fälle in Deutschland auf. Das Virus ähnelt dem der Katzenseuche, weshalb die Parvovirose gelegentlich auch „Katzenseuche des Hundes“ genannt wird. Die Parvovirose wütete zunächst dramatisch unter den Hunden, vor allem Jungtiere wurden dahingerafft. Inzwischen hat sich die Situation etwas beruhigt, eigentliche Seuchenzüge treten vorwiegend regional auf. Vor allem Junghunde sind gefährdet, aber auch ältere Tiere können sich infizieren. Heute stehen wirksame Impfstoffe zur Verfügung, mit denen eine erfolgreiche Prophylaxe durchgeführt werden kann.

Mein Rat: Eine empfehlenswerte Impfung, von der auch dann nicht Abstand genommen werden kann, wenn der Haustierarzt im Praxisbezirk längere Zeit keine Krankheitsfälle mehr beobachtet hat. Der Erreger ist sehr widerstandsfähig und unter den Hunden noch immer weit verbreitet.

ZWINGERHUSTEN DER HUNDE
Diese Infektionskrankheit, deren namensgebendes Symptom der bellende Husten ist, wird durch verschiedene Virusarten ausgelöst. Man nimmt sogar an, daß die menschliche Influenza dabei eine Rolle spielt! Der Husten bricht aus, wenn die Hunde in engem Kontakt leben – daher auch die Bezeichnung Zwingerhusten. Die Behandlung ist wenig erfolgreich, langwierig und teuer. Die Impfung wird jedoch nur dann dauerhaft erfolgreich sein, wenn die Haltungsbedingungen im Zwinger/Tierheim optimiert werden.

Mein Rat: Diese Impfung ist dringend erforderlich, wenn mehrere Hunde gehalten werden, beispielsweise bei Züchtern. Man sollte seinen Hund auch dann rechtzeitig impfen lassen, wenn er in eine Tierpension soll oder häufiger mit anderen Hunden in Kontakt kommt, zum Beispiel auf dem Dressurplatz.

ANSTECKENDE LEBERENTZÜNDUNG (Hepatitis contagiosa canis, HCC)
Diese Virusinfektion ist weit verbreitet. Besonders Welpen sterben daran qualvoll. Mit gutem Grund gehört die HCC-Komponente zu den üblichen Kombinationsimpfstoffen.

Mein Rat: Jungtiere auf jeden Fall gegen HCC impfen lassen. Bei erwachsenen Tieren den Schutz regelmäßig auffrischen, wobei HCC ohnehin meist im Kombinations-Impfstoff enthalten ist.

LEPTOSPIROSE („Stuttgarter Hundeseuche“)
Die Leptospirose wird durch besondere Bakterien (Leptospiren) übertragen, die auch dem Menschen gefährlich werden können. Zwar lassen sich Leptospiren mit Antibiotika bekämpfen, die Behandlung ist aber aufwendig und kann zu Komplikationen führen. Hunde infizieren sich zumeist an Ratten- oder Mäuse-Urin. Freilaufende Tiere, die sich gern an Gewässern aufhalten, sind deshalb besonders gefährdet.

Mein Rat: Bei der Erstimpfung unbedingt auch Leptospirose berücksichtigen. Später vor allem dann, wenn die Gefahr besteht, daß der Hund mit Lebensräumen der Ratten in Berührung kommen kann.

KATZENSEUCHE (Panleukopenie)
Diese schreckliche Katzenkrankheit läßt sich nur sehr unvollkommen behandeln. Sie bricht häufig aus und betrifft Katzen aller Altersstufen. Das Virus ist sehr widerstandsfähig und kann auf vielfache Weise übertragen werden.

Mein Rat: Auf diese wirksame Impfung sollte auf gar keinen Fall verzichtet werden.

KATZENSCHNUPFEN
Der Katzenschnupfen ist eine unterschätzte Krankheit! Das Wort „Schnupfen“ klingt nicht sehr dramatisch, und viele erkrankte Tiere überleben bei guter Behandlung und Pflege. Leider bleiben aber häufig unangenehme Folgeschäden zurück. Zahlreiche Erreger können den Katzenschnupfen auslösen, darunter auch die sogenannten Chlamydien („Papageienkrankheit“). Streß verschlimmert den Krankheitsverlauf. Die Impfung erfaßt wegen der Erregervielzahl nicht alle möglichen infektiösen Ursachen, berücksichtigt aber die wichtigsten. Vor allem bei jüngeren Tieren, in Zuchten und in Haushalten mit mehreren Katzen ist die Impfung unbedingt anzuraten.

Mein Rat: Jungtiere und Neuzugänge nach der Grund-Immunisierung noch ein- bis zweimal impfen lassen, weitere Wiederholungsimpfungen auf Anraten des Tierarztes.

Achtung: Auch Tiere nach überstandener Krankheit impfen, da ein späterer Befall mit einem anderen Erregertyp möglich ist.

KATZENLEUKOSE (Feline Leukämie)
Die Leukose gehört zum Dreigespann der „unheimlichen“ Virusinfektionen der Katze (Leukose, infektiöse Bauchwassersucht, Immunschwäche). Unheimlich deswegen, weil diese Erkrankungen schleichend verlaufen, schwer zu diagnostizieren sind und Heilung nicht möglich ist. Das Virus wird bei engem Kontakt der Katzen untereinander übertragen, wobei Streß die Ansteckung begünstigt.

Mein Rat: Einzelkatzen im Haushalt sind nicht gefährdet, bei Haltung von mehreren Tieren oder bei Katzen, die nach draußen dürfen, ist die Impfung zu empfehlen.

INFEKTIÖSE BAUCHWASSERSUCHT (Feline infektiöse Peritonitis, FIP)
Diese Virusinfektion führt nicht immer zu der charakteristischen Bauchwassersucht, man kann sie nur durch eine Blutuntersuchung diagnostizieren. Allerdings, nicht jede Serum-positive Katze erkrankt an der FIP!

Mein Rat: Besprechen Sie dieses Problem mit Ihrem Tierarzt, der über Erfahrungen mit der FIP-Impfung verfügt und die Seuchenlage in seinem Praxisgebiet kennt.

TOLLWUT
Die Tollwut verläuft bei Tier und Mensch (!) immer tödlich, andererseits ist die Impfung besonders wirksam und ungefährlich. Daher kann es keine Diskussion geben: Jeder Hund und jede Katze mit Auslauf ins Freie sollten regelmäßig gegen Tollwut geimpft werden. Für Reisen ins Ausland ist die Tollwut-Schutzimpfung ohnehin vorgeschrieben.

HALTUNGSBEDINGUNGEN UND ALTERNATIVE HEILVERFAHREN
Grundsätzlich gilt: Auch die beste Schutzimpfung kann keine schlechten Haltungsbedingungen ausgleichen! Bewährte alternative Heilverfahren sind nützlich, können jedoch nie Ersatz für eine Schutzimpfung sein!

UND DAS SOLLTE MAN WISSEN:
Jede Impfung stärkt und trainiert das Abwehrsystem des Körpers, sie ist deshalb nicht mit einem vorbeugenden Medikamenteneinsatz, der den Organismus belastet, zu vergleichen!

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